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Die digitale Transformation bei Debeka: Einblicke von Roland Weber

Brandon Lewis
27.02.2025 06:30:00

Die digitale Transformation bei Debeka: Einblicke von Roland Weber

Die Versicherungsbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel – angetrieben durch veränderte Kundenerwartungen, neue regulatorische Anforderungen und rasant fortschreitende technologische Entwicklungen. Im Zentrum dieser Transformation steht Debeka, eine der größten Versicherungsgruppen Deutschlands. Roland Weber, Vorstandsmitglied der Debeka, hat kürzlich detaillierte Einblicke in die umfassenden Modernisierungsmaßnahmen des Unternehmens gegeben. Seine Perspektiven verdeutlichen die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation in einer komplexen und stark regulierten Branche.

Roland Weber Mitglied der Vorstände Debeka 1000x667

Warum Veränderung notwendig ist

Weber machte deutlich, dass die Modernisierung für Versicherer keine Option mehr ist, sondern eine Notwendigkeit. Traditionelle IT-Systeme in der Versicherungswirtschaft – insbesondere im Backend – wurden für Stabilität und Effizienz entwickelt, nicht für die Agilität, die heute erforderlich ist. Viele der zentralen Systeme bei Debeka stammen aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Zwar haben sie sich über Jahrzehnte als zuverlässig erwiesen, doch sie bringen auch erhebliche Herausforderungen mit sich:

  • Geringe Flexibilität: Ältere Systeme erschweren eine schnelle Anpassung an neue Kundenanforderungen oder regulatorische Vorgaben.
  • Hoher Integrationsaufwand: Die Anbindung neuer digitaler Services wie Kundenportale und mobile Apps ist oft umständlich.
  • Fachkräftemangel: IT-Experten mit Erfahrung in veralteten Technologien wie COBOL sind immer schwerer zu finden.

Angesichts dieser Faktoren hat Debeka eine groß angelegte Transformation eingeleitet, um die IT-Landschaft zu modernisieren und gleichzeitig die gewohnte Zuverlässigkeit für ihre Kunden sicherzustellen.

Stabilität und Agilität in Einklang bringen

Eine der zentralen Herausforderungen bei der Modernisierung der IT-Infrastruktur besteht darin, Stabilität und Innovationsfähigkeit gleichzeitig zu gewährleisten. Debeka verfolgt hierbei eine zweigleisige Strategie:

  • Modernisierung des Backends: Schrittweise Migration von individuell entwickelten Altsystemen auf standardisierte, zukunftssichere Lösungen.
  • Innovation im Frontend: Entwicklung moderner Anwendungen für Kunden und Vertriebspartner, die kontinuierlich verbessert werden können.

Mit diesem Ansatz kann Debeka eine flexible IT-Architektur aufbauen, ohne die für das Versicherungsgeschäft essenzielle Betriebsstabilität zu gefährden.

Von Eigenentwicklungen zu strategischen Partnerschaften

Traditionell hat Debeka viele IT-Systeme intern entwickelt. Doch angesichts der steigenden Komplexität und des wachsenden Zeitdrucks setzt das Unternehmen verstärkt auf strategische Partnerschaften. Zu den wichtigsten Technologiepartnern gehören:

  • Microsoft: Bereitstellung von Cloud-Infrastruktur und -Services.
  • MSG: Standardisierte Softwarelösungen für Kranken- und Lebensversicherungen.
  • Adesso: Unterstützung bei der Entwicklung von Produkt- und Geschäftsprozesslösungen.

Durch den Einsatz erprobter Technologien kann sich Debeka auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren: die Optimierung der Kundenerfahrung und der operativen Effizienz. Gleichzeitig vermeidet das Unternehmen unnötige Komplexität in der IT-Kerninfrastruktur.

Regulatorische Anforderungen und Cybersicherheit

Als einer der größten privaten Krankenversicherer Deutschlands ist Debeka Teil der kritischen Infrastruktur. Das bedeutet, dass jede größere IT-Änderung strengen regulatorischen Prüfungen unterliegt. Weber betonte insbesondere die enge Abstimmung mit der BaFin, um die Cloud-Strategie des Unternehmens sicher umzusetzen.

Ein weiteres zentrales Thema ist die steigende Bedrohung durch Cyberangriffe. Versicherer arbeiteten traditionell in geschlossenen IT-Umgebungen, doch die zunehmende Digitalisierung macht sie angreifbarer. Die Herausforderung besteht darin, ein hohes Sicherheitsniveau zu gewährleisten, ohne Innovationen auszubremsen.

Kundenerwartungen im digitalen Zeitalter

Moderne Verbraucher sind es gewohnt, reibungslose digitale Erlebnisse zu nutzen – geprägt von Unternehmen wie Amazon und Google. Die Versicherungsbranche hinkt in dieser Hinsicht oft hinterher. Weber unterstrich, dass Versicherer ihre Rolle neu definieren müssen: weg vom reinen Finanzdienstleister, hin zum kundenzentrierten Problemlöser.

Für Debeka bedeutet dies:

  • Ausbau von Self-Service-Angeboten: Kunden sollen Policen verwalten, Schäden melden und Anträge digital verfolgen können.
  • Digitale Kommunikation stärken: Reduzierung papierbasierter Prozesse zugunsten digitaler Interaktionen.
  • Personalisierung durch Datenanalyse: Nutzung von KI und Analytik, um Kunden gezielter und relevanter zu beraten.

Zusammenarbeit als Wettbewerbsvorteil

Weber machte deutlich, dass Versicherer die digitale Transformation nicht im Alleingang bewältigen können. Kooperationen – sowohl mit anderen Versicherern als auch mit Technologieanbietern – sind entscheidend.

Debeka ist daher Mitinitiator verschiedener Brancheninitiativen, darunter:

  • Meine Gesundheit Services GmbH: Ein Joint Venture mit anderen Versicherern und Compugroup Medical zur Entwicklung einer digitalen Gesundheitsplattform.
  • SDR Insurance Platform: Eine Kooperation mit Allianz, Signal Iduna und HUK-Coburg zur Schaffung eines gemeinsamen Software-Ökosystems für Versicherungsprozesse.

Durch solche Partnerschaften können Versicherer Innovationen beschleunigen und gleichzeitig Kosten reduzieren.

Veränderungsmanagement innerhalb der Organisation

Die IT-Modernisierung ist nicht nur eine technologische, sondern auch eine organisatorische Transformation. Mit rund 16.000 Mitarbeitern, darunter 800 in der IT, muss Debeka den Wandel sorgfältig steuern.

Zentrale Maßnahmen dabei sind:

  • Neustrukturierung der IT-Teams: Abbau von Silos und Einführung klarer Verantwortlichkeiten.
  • Weiterbildung der Mitarbeiter: Schulungen, um den Wechsel von Altsystemen zu modernen Technologien zu erleichtern.
  • Transparente Kommunikation: Alle Mitarbeitenden sollen verstehen, welche Ziele verfolgt werden und wie sich ihre Rollen verändern.

Die Umstrukturierung war tiefgreifend – alle IT-Mitarbeiter erhielten neue Arbeitsverträge, Führungsstrukturen wurden überarbeitet. Erstaunlicherweise erfolgte dies ohne eine einzige arbeitsrechtliche Auseinandersetzung – ein Beweis für das umsichtig geplante Change-Management von Debeka.

Blick in die Zukunft: Der Weg bis 2028

Debeka hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Kern-IT-Transformation bis 2028 abzuschließen. Wichtige Meilensteine dabei sind:

  • Ersetzung veralteter Backendsysteme durch moderne Plattformen.
  • Erweiterung standardisierter Softwarelösungen und Reduzierung von Individualentwicklungen.
  • Stärkung der digitalen Kundeninteraktion durch intuitive Anwendungen.
  • Erhöhung des Automatisierungsgrads, um Prozesse effizienter zu gestalten.

Weber räumte ein, dass diese Transformation eine enorme Herausforderung darstellt. Dennoch ist er überzeugt, dass Debeka mit der richtigen Strategie gut aufgestellt ist, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Fazit

Die Transformation von Debeka zeigt, wie anspruchsvoll, aber auch notwendig die Digitalisierung in der Versicherungsbranche ist. Der Wandel betrifft nicht nur IT-Systeme, sondern erfordert ein vollständiges Umdenken in Prozessen, Organisationsstrukturen und Partnerschaften.

Andere Versicherer können aus Debekas Ansatz wertvolle Lehren ziehen:

Stabilität und Agilität müssen ausbalanciert werden.
Strategische Partnerschaften ermöglichen Effizienzgewinne.
Kundenerwartungen müssen Innovationen steuern.
• Kooperation ist der Schlüssel zur Zukunftssicherheit.

Mit einer klaren Roadmap und starkem Leadership setzt Debeka Maßstäbe für die Digitalisierung der Versicherungsbranche.

Hinweis an unsere Leser: Dieses Interview bietet einen Überblick über die wichtigsten Ideen von Roland Weber. Um den vollständigen Kontext und die Tiefe seiner Einsichten zu verstehen, empfehlen wir, die Masterclass im folgenden Video anzusehen. Bei Fragen oder Anmerkungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.