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Die Zukunft der Softwareproduktion: Die Reise zur selbstorganisierenden Softwarefabrik

Brandon Lewis
01.04.2025 17:30:00

Die Zukunft der Softwareproduktion: Die Reise zur selbstorganisierenden Softwarefabrik

In einer Welt, in der Software den Kern moderner Geschäftsmodelle bildet, hat Prof. Dr. Hermann Sikora, CEO von Raiffeisen Software, eine wegweisende Masterclass über den Wandel zur selbstorganisierenden Softwarefabrik gehalten. Durch einen präzisen Blick auf die industrielle Entwicklung und deren Parallelen zur Softwareentwicklung zeigte er, warum Unternehmen jetzt handeln müssen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Prof. Dr. Hermann Sikora Sharing Deep Insights at the Hasso Plattner Institute-1

Von Handwerk zu Automatisierung: Die Parallelen zur Industriegeschichte

Die Entwicklung der Industriegeschichte bietet faszinierende Einblicke in die Evolution der Softwareproduktion. Sikora skizzierte drei zentrale Phasen:

  1. Handwerkliche Produktion – Einzelne Spezialisten fertigten Produkte manuell mit begrenzter Skalierbarkeit.
  2. Industrialisierung – Arbeitsteilung, spezialisierte Werkzeuge und erste maschinelle Unterstützung führten zu mehr Effizienz.
  3. Automatisierte Fabriken – Standardisierte Prozesse, automatisierte Produktionslinien und systematische Steuerung revolutionierten die Fertigung.

Viele Unternehmen befinden sich noch in der ersten oder zweiten Phase der Softwareentwicklung, abhängig von individuellen Experten oder fragmentierten Prozessen. Doch der nächste Schritt ist klar: die selbstorganisierende Softwarefabrik, in der Systeme sich kontinuierlich anpassen, optimieren und mit minimaler menschlicher Intervention weiterentwickeln.

Die Softwarefabrik als Erfolgsfaktor

Die Transformation zur Softwarefabrik ist kein abstraktes Konzept, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Sikora betonte, dass Software für Unternehmen in hoch regulierten Branchen – wie dem Bankensektor – ebenso essenziell sei wie Eigenkapital. Ohne eine exzellente Softwarestrategie gerät das gesamte Geschäftsmodell in Gefahr.

Eine ausgereifte Softwarefabrik zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Präzision in der Softwareentwicklung – Klare Prozesse, definierte Standards und konsistenter Einsatz von Tools.
  • Messbarkeit und Transparenz – Echtzeit-Einblicke in Entwicklungsprozesse für fundierte Managemententscheidungen.
  • Skalierbarkeit und Automatisierung – Standardisierte und automatisierte Abläufe, die sich flexibel anpassen lassen.
  • Kontinuierliche Verbesserung – Ein geschlossener Feedback-Loop, der die Qualität stetig optimiert.

Warum viele Unternehmen scheitern

Trotz der offensichtlichen Vorteile gelingt es nur wenigen Unternehmen, eine durchgängige Softwarefabrik zu etablieren. Sikora nannte mehrere Gründe:

  • Kultureller Widerstand – Teams halten an bestehenden Methoden fest und lehnen neue Prozesse ab.
  • Mangelnde Investitionsbereitschaft – Software wird oft als Kostenfaktor gesehen, nicht als zentraler Geschäftstreiber.
  • Fachkräftemangel – Es fehlen Experten mit tiefgehendem Technologieverständnis auf allen Managementebenen.
  • Altsysteme und technologische Schulden – Ressourcen fließen in Wartung statt in Innovation.

Die Lösung liegt in einem konsequenten Strategiewandel, der Softwareentwicklung nicht als isolierte IT-Aufgabe, sondern als zentrale Unternehmenskompetenz betrachtet.

Die Rolle von Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) wird die Softwarefabrik maßgeblich prägen. Generative KI-Werkzeuge wie GitHub Copilot automatisieren bereits Entwicklungsprozesse, während intelligente Analysen Transparenz und Kontrolle ermöglichen. Sikora prognostizierte, dass KI sämtliche Kernprozesse der Softwarefabrik transformieren wird:

  • Analyse – KI-basierte Tools bewerten Code-Qualität, Risiken und Performance in Echtzeit.
  • Automatisierte Codierung – Repetitive Aufgaben werden durch KI erledigt, sodass Entwickler sich auf komplexere Herausforderungen konzentrieren können.
  • Kontinuierliche Überwachung – KI-gesteuerte Systeme erkennen und beheben Probleme proaktiv.

Dieser Wandel ist vergleichbar mit der Einführung von Robotik in der industriellen Fertigung – eine disruptive Entwicklung, die Effizienz und Qualität signifikant steigert.

Zwei Ansätze zur Softwarefabrik

Sikora skizzierte zwei Modelle der Softwarefabrik:

  1. Anbieter-spezifische Lösungen – Frameworks großer Technologieunternehmen, optimiert für spezifische Anwendungsfälle, aber oft wenig flexibel.
  2. Engineering-getriebene Prozesse – Eine unternehmensübergreifende, transparente und skalierbare Architektur, die Unabhängigkeit und langfristige Kontrolle sichert.

Während das erste Modell kurzfristige Vorteile bietet, ermöglicht nur das zweite einen nachhaltigen, strategischen Wettbewerbsvorteil.

Die nächsten Schritte

Die Einführung einer Softwarefabrik erfordert eine langfristige Strategie. Unternehmen sollten folgende Maßnahmen priorisieren:

  • Transparenz schaffen – Durchgängige Metriken zur Erfolgsmessung implementieren.
  • Talente fördern – Mitarbeiter gezielt in modernen Softwaremethoden schulen.
  • Agile und DevOps-Prozesse nutzen – Kollaboration und Effizienz steigern.
  • KI-Technologien integrieren – Automatisierung und datengetriebene Entscheidungen fördern.
  • Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung etablieren – Innovationsprozesse aktiv vorantreiben.

Die Kosten des Stillstands

Sikora warnte vor den Folgen mangelnder Innovation. Unternehmen, die keine eigene Softwarefabrik aufbauen, laufen Gefahr, sich in eine passive Konsumentenrolle zu begeben – abhängig von externen Anbietern, mit begrenzter technologischer Kontrolle und erhöhter Verwundbarkeit durch Marktschwankungen.

Dagegen sichern Unternehmen, die in eine selbstorganisierende Softwarefabrik investieren, ihre Agilität, Effizienz und Innovationskraft. Softwareentwicklung ist heute nicht nur ein technischer, sondern ein geschäftsstrategischer Imperativ.

Über das Software Excellence Network

Diese Masterclass war Teil des Navigating Software Production Executive Exchange, organisiert vom Software Excellence Network. Das Netzwerk widmet sich den zentralen Herausforderungen der industriellen Softwareentwicklung und fördert den offenen Dialog zwischen CIOs, IT-Führungskräften und Wissenschaft. Durch den Austausch von Best Practices und innovativen Strategien hilft das Software Excellence Network Unternehmen, nachhaltige Fortschritte in der Softwareentwicklung zu erzielen. Mehr erfahren? Hier klicken.

Ein Hinweis an unsere Leser

Dieser Artikel fasst die wichtigsten Ideen aus Prof. Dr. Hermann Sikoras Vortrag zusammen. Für ein vollständiges Verständnis seiner Einblicke und Praxisbeispiele empfehlen wir, die vollständige Session anzusehen. Fragen oder Anmerkungen? Kontaktieren Sie uns!

Sikora