Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung: Ein Paradigmenwechsel
In seiner Masterclass beleuchtete Prof. Dr. Jürgen Döllner vom Hasso-Plattner-Institut die Herausforderungen und Chancen nachhaltiger Softwareentwicklung. Dabei ging es nicht nur um abstrakte Konzepte, sondern um konkrete Fragestellungen: Warum ist Nachhaltigkeit in der Softwarebranche so schwer umzusetzen, während andere Industrien längst entsprechende Standards etabliert haben?
Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung ist im Kern eine Frage der effizienten Ressourcennutzung. Speicherplatz, Bandbreite und Rechenleistung erscheinen in der Cloud-Ära oft grenzenlos, sind aber tatsächlich begrenzt – sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht. Prof. Döllner betonte, dass viele Entwickler diese Begrenzungen kaum wahrnehmen, da technologischer Fortschritt jahrzehntelang Engpässe scheinbar aufgelöst hat. Doch steigende Cloud-Kosten und wachsende Umweltbelastungen zeigen, dass ein Umdenken nötig ist.
Moderne Softwareentwicklung setzt stark auf Abstraktion: Frameworks, Bibliotheken und Hochsprachen ermöglichen schnelles und flexibles Programmieren. Doch diese Vereinfachungen gehen oft mit erheblichem Ressourcenverbrauch einher. Prof. Döllner zeigte dies anhand eines simplen Algorithmus zur Berechnung des größten gemeinsamen Teilers (GGT). Während eine optimierte C++-Variante minimalste Ressourcen benötigt, verbraucht eine interpretierte, hochabstrahierte Version in Python ein Vielfaches davon.
Dieses Prinzip lässt sich auf große Softwaresysteme übertragen. Hohe Abstraktionsebenen steigern Produktivität und Wartbarkeit, doch sie verschleiern auch Ineffizienzen, die sich erst in Skalierungsproblemen oder hohen Infrastrukturkosten bemerkbar machen.
Ein weiteres zentrales Problem ist der sogenannte Rebound-Effekt. Effizienzsteigerungen führen paradoxerweise oft zu noch höherem Verbrauch. Ein anschauliches Beispiel aus der Masterclass: Eine einfache Taschenrechner-App auf einem Smartphone funktionierte nicht mehr zuverlässig, weil zu viele Hintergrundprozesse die Ressourcen blockierten. Ähnliche Mechanismen finden sich in Unternehmenssoftware, wo optimierte Systeme Raum für immer mehr Funktionen schaffen – und so am Ende wieder mehr Rechenleistung benötigen.
Ein zentraler Punkt in Prof. Döllners Vortrag war die Frage nach der Kreislaufwirtschaft in der Softwareentwicklung. Während physische Produkte zunehmend auf Recycling und Langlebigkeit ausgerichtet werden, werden viele Softwaresysteme nach wenigen Jahren ausgemustert. Doch wie könnte Software modularer gestaltet werden, um langfristig anpassbar zu bleiben? Welche Strategien ermöglichen es, bestehende Systeme zu optimieren, anstatt sie durch ressourcenintensive Neuentwicklungen zu ersetzen?
Eine vielversprechende Antwort ist das Konzept des Green Coding. Durch statische und dynamische Analysen lassen sich Ressourcenfresser im Code identifizieren und gezielt optimieren. Besonders in großen Softwarelandschaften ist es entscheidend, nicht nur punktuelle Effizienzgewinne zu erzielen, sondern nachhaltige Prinzipien bereits in den Entwicklungsprozess zu integrieren.
Prof. Döllner stellte verschiedene Ansätze vor, um Software ressourcenschonender zu gestalten:
Diese Strategien zeigen, dass Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Ziel ist. Ressourcenschonende Software reduziert Kosten, steigert die Effizienz und erhöht die Langlebigkeit digitaler Systeme.
Die Diskussion um nachhaltige Softwareentwicklung ist Teil einer größeren Bewegung: Das Software Excellence Network bringt CIOs und führende Köpfe aus der Wissenschaft zusammen, um innovative Lösungen für die Herausforderungen moderner Softwareproduktion zu entwickeln. Durch exklusive Veranstaltungen, Fachbeiträge und den Austausch zwischen Praxis und Forschung setzt das Netzwerk Impulse für eine zukunftsfähige IT-Landschaft.
Die nachhaltige Gestaltung von Software ist kein kurzfristiges Projekt, sondern eine langfristige Transformation. Sie erfordert ein Umdenken in Entwicklungsprozessen, Architekturen und Geschäftsmodellen. Prof. Döllners Masterclass war ein Weckruf: Software muss nicht nur funktional, sondern auch ressourcenschonend sein. Unternehmen, die heute in nachhaltige Softwareentwicklung investieren, sichern sich nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern gestalten aktiv die Zukunft der digitalen Welt.
This article provides a concise summary of the ideas and insights shared by Prof. Dr. Döllner during his masterclass on software sustainability. To gain the full depth of understanding and see real-world examples, we invite you to watch the complete presentation below. If you have questions or concerns, please reach out.
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