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Komplexität in der automobilen Softwareentwicklung bewältigen

Brandon Lewis
06.05.2025 10:00:00

Komplexität in der automobilen Softwareentwicklung bewältigen

Auf dem Executive Exchange Sharing the Roadmap präsentierten Dr. Matthias Burger und Felix Meyer zu Driehausen von Bosch ihre Strategie zur Optimierung der Softwareentwicklung im Automobilbereich. Im Zentrum ihrer Überlegungen stand die Herausforderung, komplexe Softwarelandschaften effizient zu gestalten, insbesondere in den Bereichen automatisiertes Fahren, E/E-Architekturen und Cockpitlösungen. Ihr Ansatz basiert auf der Idee des „Flows“ – einem Konzept aus der Fertigungsindustrie, das sie auf groß angelegte Softwareentwicklung übertragen haben.

Executives from Bosch & Roland Berger Discussing Software

 

Die zunehmende Software-Komplexität in Fahrzeugen

Die Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Fahrzeuge werden zunehmend softwaredefiniert, und Kunden erwarten regelmäßige Updates sowie kontinuierliche Verbesserungen über den gesamten Lebenszyklus eines Autos hinweg. Dies stellt Unternehmen vor enorme Herausforderungen, insbesondere in den hochkomplexen Softwarebereichen, die Bosch bedient.

Dr. Burger erklärte, dass moderne Fahrzeugsysteme aus einer Vielzahl von Komponenten bestehen – von Sensoren über Rechenplattformen bis hin zu Betriebssystemen, Middleware und anwendungsspezifischer Software. Die steigenden Kundenanforderungen erhöhen den Variationsgrad enorm, und damit auch die Notwendigkeit, diese Vielfalt effizient zu managen.

Gleichzeitig wird Software heute nicht mehr einmalig ausgeliefert, sondern muss über viele Jahre hinweg gepflegt und aktualisiert werden. Die klassische Vorstellung, dass eine kundenspezifische Software einmal entwickelt und dann nicht mehr angefasst wird, gehört der Vergangenheit an. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Software-Updates effizient und kostengünstig in bestehende Systeme integriert werden können.

Dr- Matthias Burger of Bosch Presenting at the Sharing the Roadmap Executive Summit

Boschs Lösungsansatz: Plattformen und Standardisierung

Um dieser Herausforderung zu begegnen, setzt Bosch auf skalierbare Softwareplattformen. Reusable Software-Komponenten werden in gemeinsame Plattformen integriert und dann an spezifische Kundenanforderungen angepasst. Dies reduziert Doppelentwicklungen und steigert die Effizienz.

Doch eine solche Plattformstrategie erfordert ein hohes Maß an Disziplin: Verzögerungen bei Updates oder unkoordinierte Anpassungen können zu Inkonsistenzen führen, die letztlich Innovationsprozesse behindern und unnötige Kosten verursachen.

Lean-Prinzipien für die Softwareentwicklung

Um Softwareentwicklung in dieser Komplexität beherrschbar zu machen, hat Bosch Prinzipien aus der Lean Production auf Softwareprozesse übertragen. Ziel ist es, einen kontinuierlichen, reibungslosen Entwicklungsfluss zu schaffen – von der ersten Codezeile bis zur Implementierung im Fahrzeug.

Zwei zentrale Metriken spielen hierbei eine Schlüsselrolle:

  • DORA-Kennzahlen: Diese messen die Geschwindigkeit und Stabilität der Softwarebereitstellung anhand von Faktoren wie Deployment-Frequenz und Fehlerquote bei Änderungen.
  • Integration Lag: Diese Kennzahl misst die Verzögerung zwischen der Aktualisierung einer Software-Komponente und ihrer Implementierung in ein fertiges Produkt. Dadurch lassen sich Engpässe frühzeitig erkennen und vermeiden.

Datenbasierte Transparenz für ein effizientes Software-Ökosystem

Um die Effizienz weiter zu steigern, nutzt Bosch ein unternehmensweites Monitoring-System. Dieses aggregiert Daten aus Tools wie GitHub und Bitbucket, um Transparenz in die Software-Lieferkette zu bringen.

Ein konkretes Beispiel zeigt, wie wichtig diese Transparenz ist: Unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten bei Fahr- und Parksystemen führten dazu, dass Middleware-Komponenten nicht synchron aktualisiert wurden. Dies hätte potenziell zu Inkompatibilitäten führen können, doch durch das Monitoring wurde das Problem frühzeitig erkannt und behoben.

Schlussfolgerung: Erfolgsfaktoren für die Softwarestrategie

Zum Abschluss der Präsentation gaben Dr. Burger und Meyer zu Driehausen zentrale Empfehlungen für Unternehmen, die im Bereich der automobilen Softwareentwicklung erfolgreich sein wollen:

  • Software als strategischer Differenzierungsfaktor: Fahrzeughersteller müssen in modulare Architekturen investieren, die langfristige Anpassungen ermöglichen.
  • Transparenz durch Metriken: Kennzahlen wie „Integration Lag“ und „Lead Time“ sind entscheidend, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und einen kontinuierlichen Entwicklungsfluss sicherzustellen.
  • Fragmentierung vermeiden: Die Nutzung gemeinsamer Plattformen und wiederverwendbarer Komponenten ist essenziell, um unnötige Doppelentwicklungen und Kosten zu reduzieren.
  • Skalierbare Verbesserungsprozesse: Verbesserungsmaßnahmen sollten nicht auf einzelne Teams beschränkt sein, sondern auf gesamte Organisationen und Entwicklungspartner ausgeweitet werden.

Das Software Excellence Network

Das Software Excellence Network ist eine Community für führende IT-Entscheider, Forscher und Innovationsführer, die gemeinsam an den Herausforderungen der Unternehmenssoftwareentwicklung arbeiten. Durch Masterclasses, Executive Exchanges und offenen Wissensaustausch unterstützt das Netzwerk Unternehmen dabei, ihre Softwarestrategien auf das nächste Level zu heben. Partner wie das Hasso-Plattner-Institut, Microsoft, Roland Berger, EY und MaibornWolff treiben diese Mission aktiv voran.

An unsere Leser

Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Präsentation von Dr. Matthias Burger und Felix Meyer zu Driehausen zusammen. Viele Details und Praxisbeispiele lassen sich jedoch nur durch das vollständige Video der Präsentation erfassen. Falls Sie tiefer in die Thematik eintauchen möchten, empfehlen wir Ihnen, sich die gesamte Session anzusehen. Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.