In der Automobilbranche stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Softwareentwicklung effizient und strategisch zu steuern. Ein zentraler Hebel dabei ist die Wiederverwendbarkeit von Softwarekomponenten. Statt immer wieder neue Codebasen für jedes Projekt von Grund auf zu entwickeln, ermöglicht ein systematischer Plattformansatz die Skalierung und Effizienzsteigerung.
Traditionell wird Software in der Automobilindustrie in einem projektbasierten Kontext entwickelt – beispielsweise für ein neues Bremssystem. Doch wenn jede Iteration eines solchen Systems mit einer eigenen Softwarebasis startet, bleibt enormes Potenzial für Kosteneinsparungen und Qualitätssteigerungen ungenutzt.
Ein effektiver Plattformansatz zieht wiederverwendbare, generische Softwarebestandteile aus den Einzelprojekten heraus und ermöglicht eine standardisierte Basis. Dies sorgt dafür, dass neue Varianten – sei es für unterschiedliche Hardware oder neue Fahrzeugmodelle – effizient aus bestehenden Komponenten abgeleitet werden können. So reduziert sich der Entwicklungsaufwand erheblich, da nicht immer wieder von vorne begonnen wird.
Mit modernen Analytics-Methoden lässt sich ein detailliertes Bild der Softwarestrukturen erstellen – ähnlich einem Stethoskop oder Röntgenapparat für Code. Durch diese tiefgehende Analyse kann erkannt werden, in welchen Bereichen Softwareprojekte unnötige Anpassungen an eigentlich wiederverwendbaren Komponenten vornehmen müssen.
Indem Unternehmen gezielt solche Bereiche identifizieren, können sie durch systematische Verbesserungen die Wiederverwendbarkeit dieser Komponenten erhöhen. Das reduziert langfristig den Projektaufwand und maximiert den Return on Investment aus bestehenden Software-Bausteinen.
Ein großes Hindernis für diesen Wandel sind oft historisch gewachsene, heterogene Unternehmensstrukturen. Viele Organisationen bestehen aus ehemals unabhängigen Geschäftsbereichen oder durch Übernahmen integrierten Einheiten mit unterschiedlichen Entwicklungsprozessen, Tools und Methoden.
Hier hilft ein strukturiertes Vorgehen, das folgende Punkte umfasst:
Ein weiteres wichtiges Thema ist der effiziente Einsatz von Entwicklungsressourcen. Fachkräfte sind begrenzt verfügbar, weshalb es entscheidend ist, deren Produktivität zu maximieren. Analytics kann hier ebenfalls helfen, indem sie aufzeigen, wo ineffiziente Strukturen oder unnötige Komplexität Entwicklungsaufwände erhöhen.
Durch gezielte Analysen lassen sich auch geografische Standorte von Entwicklungsteams bewerten: Sind günstige Offshore-Standorte wirklich effizient, oder steigt dort durch hohe Komplexität und Nacharbeit der tatsächliche Aufwand? Werden erfahrene Entwickler in Hochlohnländern zu sehr mit Korrekturen und Aufräumarbeiten belastet? Solche Fragen lassen sich mit datengetriebener Softwareanalyse beantworten.
Viele innovative Softwarekomponenten entstehen zunächst in sogenannten First-Mover-Projekten – also als einmalige Entwicklungen für einen spezifischen Anwendungsfall. Unternehmen sollten jedoch nicht nur kurzfristig denken, sondern frühzeitig analysieren, welche Softwarebestandteile langfristig wiederverwendbar sind.
Durch eine systematische Strategie kann sichergestellt werden, dass First-Mover-Projekte nicht isolierte Einzelentwicklungen bleiben, sondern schrittweise zur Plattformbildung beitragen. So wird Softwareentwicklung nicht nur kurzfristig optimiert, sondern als strategische Unternehmensressource nachhaltig gestaltet.
Die Automobilbranche kann von den Prinzipien digitaler Unternehmen lernen:
Mit diesen Prinzipien können Unternehmen die Steuerung ihrer Softwareentwicklung auf eine strategische Ebene heben – für mehr Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit und langfristigen Unternehmenserfolg.
Das Software Excellence Network ist eine Community von IT-Managern und Softwareakademikern, die sich die Überwindung der größten Herausforderungen der Softwareproduktion widmet. Durch den Austausch Ideen und exklusive Events ist es unsere Mission, zu der Weiterentwicklung von Software Engineering beizutragen. Sie können hier mehr lesen.