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„Software kommt zuerst": Wie Elektrobit die nächste Welle der Automobilinnovation vorantreibt

Geschrieben von Brandon Lewis | 17.03.2025 03:45:00


Insights von Maria Anhalt, CEO von Elektrobit, beim Sharing the Roadmap Executive Exchange.

Die Automobilindustrie befindet sich in einem radikalen Umbruch. Bis 2031 sollen bereits 35 % aller Fahrzeuge auf standardisierten Softwareplattformen basieren – eine Entwicklung, die sich fast achtmal schneller vollzieht als noch vor vier Jahren prognostiziert. Beim Sharing the Roadmap Summit teilte Maria Anhalt, CEO von Elektrobit, ihre Vision einer softwarezentrierten Zukunft und lieferte CIOs praxisnahe Impulse, um Herausforderungen zu meistern, Talente zu gewinnen und Innovationen auf die Straße zu bringen.

Warum „Software First“ die Zukunft ist

Software ist der neue Motor der Wertschöpfung in der Automobilindustrie, erklärte Anhalt. Sie zog Parallelen zur Technologiebranche, in der Hardware, Softwareplattformen und Anwendungen in unterschiedlichen Lebenszyklen weiterentwickelt werden. Die Automobilbranche müsse ähnliche Prinzipien übernehmen, um neue Geschäftsmodelle im Softwarebereich effizient zu skalieren.

Während Hardwareinnovationen weiterhin essenziell sind, betonte Anhalt die Notwendigkeit von Flexibilität: „Ein Fahrzeug sollte wie ein modernes Smartphone funktionieren – in der Lage, die neueste Software zu nutzen, unabhängig von der Hardwaregeneration.“ Die Entkopplung von Hardware- und Softwarezyklen sei entscheidend für die Monetarisierung neuer Features und die langfristige Innovationsfähigkeit.

Die zentralen Herausforderungen

Um die Vision einer softwarezentrierten Automobilindustrie zu verwirklichen, nannte Anhalt drei zentrale Herausforderungen:

  • Technologische Transformation: Der Übergang von klassischen ECU-Architekturen (Electronic Control Unit) zu leistungsstarken High-Performance Computing (HPC) und zonenbasierten Architekturen erfordert ein grundlegendes Umdenken in der Softwareentwicklung und -bereitstellung.
  • Der Kampf um Talente: Der Bedarf an Softwarearchitekten, Systemdesignern und Ingenieuren ist größer denn je. Es geht nicht um mehr Entwickler, sondern um die richtigen Skills und eine gezielte Ausbildung für diese Transformation.
  • Druck auf Geschwindigkeit und Kosten: Der globale Wettbewerb – insbesondere aus Asien – zwingt Automobilhersteller dazu, schneller zu innovieren und gleichzeitig Kosten zu senken, ohne dabei an Qualität einzubüßen.

Was CIOs von der Tech-Branche lernen können

Zwar sind Autos keine „Smartphones auf Rädern“, doch Anhalt hob einige wesentliche Learnings aus der High-Tech-Industrie hervor:

  • Modularität und Wiederverwendung: Anstatt Software für jedes Modell neu zu entwickeln, sollten Unternehmen auf wiederverwendbare Softwarearchitekturen setzen, um kontinuierliche Verbesserungen und Skalierbarkeit zu ermöglichen.
  • Automatisierung und Integration: Laut einer McKinsey-Studie kann eine vollautomatisierte Entwicklungs-Pipeline den Softwareentwicklungsaufwand um bis zu 90 % reduzieren. Selbst eine Effizienzsteigerung um 50 % wäre bereits ein Gamechanger, betonte Anhalt.
  • Flache Hierarchien: Agile Technologieunternehmen setzen auf dezentrale Entscheidungsstrukturen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Automobilkonzerne ihre Organisationen entsprechend anpassen.

Sony Afeela: Ein Praxisbeispiel für Co-Creation

Ein eindrucksvolles Beispiel für den Software-First-Ansatz ist die Zusammenarbeit zwischen Elektrobit und Sony bei der Entwicklung des Afeela-Fahrzeugs, das auf der CES 2023 vorgestellt wurde.

Sony als branchenfremdes Unternehmen ging das Thema Automobil aus der Perspektive des Nutzererlebnisses an, nicht aus einer fahrerzentrierten Denkweise. Elektrobit unterstützte Sony in folgenden Bereichen:

  • Entwicklung einer skalierbaren Softwareplattform, die sich nahtlos in das Sony-Ökosystem integrieren ließ.
  • Strikte Trennung von Hardware und Software, um schnelle Updates und flexible Anpassungen zu ermöglichen.
  • End-to-End-Systemdesign – von Hardware-Spezifikationen bis hin zu ADAS-Funktionen und Infotainment-Systemen.

Trotz der Komplexität des Projekts und der Vielzahl an Partnern wurde das Fahrzeug in nur drei Jahren entwickelt – ein Beleg für die Vorteile einer agilen, partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Statt starrer Verträge setzte das Team auf regelmäßige Reviews im Dreimonatsrhythmus, um den Kurs flexibel anzupassen.

Der Schlüssel zum Talentgewinn

Anhalt sieht in der Talentgewinnung eine der größten Herausforderungen für die Automobilbranche. Sie plädierte für einen grundsätzlichen Wandel in der Unternehmenskultur:

  • Macht den Entwicklern Platz: Flache Hierarchien und mehr Autonomie für Entwickler und Architekten ermöglichen schnellere Innovationen.
  • Alternative Karrierepfade: Technische Experten sollten Karrieremöglichkeiten und Vergütungen auf Augenhöhe mit Managementrollen erhalten.
  • Attraktive Arbeitskultur: Die nächste Generation von Entwicklern sucht kreative, kollaborative und moderne Arbeitsweisen. Automobilhersteller müssen mit Tech-Giganten wie Google oder Apple konkurrieren – nicht nur um Kunden, sondern auch um Talente.

Zusammenarbeit als Innovationsbooster

In einer Zeit rasanter Veränderungen sei es laut Anhalt unmöglich, dass ein einzelnes Unternehmen alle notwendigen Kompetenzen im Alleingang entwickelt. Erfolgreiche Unternehmen setzen daher auf strategische Partnerschaften, um Geschwindigkeit und Innovationskraft zu maximieren.

Das Sony-Afeela-Projekt ist ein Paradebeispiel für diesen Ansatz: Sony brachte seine Expertise in Content, Gaming und User Experience ein, während Elektrobit die automotive Softwareplattform lieferte. Für Sony geht es nicht darum, Autos zu bauen. Das Fahrzeug ist die Plattform, um ihr Ökosystem in neue Märkte zu bringen.

Der Weg nach vorn: Mut zur Transformation

Abschließend rief Anhalt CIOs und IT-Führungskräfte dazu auf, den Wandel aktiv zu gestalten. Die Zukunft gehört denen, die bereit sind, traditionelle Geschäftsmodelle, Organisationsstrukturen und Kooperationsstrategien neu zu denken. Sie identifizierte vier entscheidende Erfolgsfaktoren:

  • Schnelligkeit und Agilität: Software muss in kurzen Zyklen iteriert und verbessert werden.
  • Perfektes Nutzererlebnis: Die Software sollte sich um den Menschen drehen – nicht umgekehrt.
  • Systemische Denkweise: Hardware und Software müssen integriert, aber gleichzeitig modular bleiben.
  • Mut zur Innovation: Neue Geschäftsmodelle erfordern Risikobereitschaft und disruptive Partnerschaften.

"Die softwarezentrierte Zukunft ist bereits Realität. Jetzt liegt es an uns, diese Transformation voranzutreiben."

Das sollten CIOs mitnehmen:

Bis 2031 werden standardisierte Softwareplattformen dominieren – Unternehmen müssen sich jetzt darauf einstellen.
Modularität, Automatisierung und eine starke Softwarekultur sind entscheidend für den Erfolg.
Strategische Partnerschaften ermöglichen eine schnellere Skalierung und Marktdurchdringung.
Innovationsstarke Unternehmen hinterfragen alte Strukturen und setzen auf Mut zur Veränderung.

Mit den Erkenntnissen von Elektrobit war der Weg in eine softwaregetriebene Zukunft noch nie so klar – und so greifbar.

Das Software Excellence Network

Das Software Excellence Network ist eine exklusive Community für CIOs, CTOs und Technologieentscheider. Es bietet Zugang zu Best Practices, Case Studies und innovativen Strategien, um die Produktivität in der Softwareentwicklung zu steigern, Komplexität zu managen und neue Technologien für Wettbewerbsvorteile zu nutzen.

Hinweis für unsere Leser:
Dieser Artikel fasst die wichtigsten Ideen aus Maria Anhalts Masterclass zusammen. Die volle Tiefe ihrer Einblicke, Praxisbeispiele und strategischen Empfehlungen lässt sich jedoch am besten durch die vollständige Präsentation erfassen. Um mehr zu erfahren, kontaktieren Sie uns gerne!