Nachhaltige Softwareentwicklung: Ein neuer Imperativ für die IT-Branche
Auf einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit und IT beleuchtete Prof. Dr. Hermann Sikora die oft übersehene, aber wachsende Energiebelastung der digitalen Transformation. Sein zentraler Appell: Die IT-Branche, insbesondere die Automobilsoftware-Community, muss energieeffiziente Softwareentwicklung als essenziellen Bestandteil ihrer Strategien etablieren.
Digitale Technologien sind allgegenwärtig – von Cloud-Diensten über smarte Haushaltsgeräte bis hin zu vernetzten Fahrzeugen. Doch mit dieser Entwicklung steigt auch der Energiebedarf. Prof. Sikora verwies auf Studien, die zeigen, dass IT-Infrastrukturen bereits jetzt rund 10 % des weltweiten Stromverbrauchs ausmachen – Tendenz steigend.
Gerade im Automobilsektor, in dem Software-Defined Vehicles (SDVs) immer mehr zur Norm werden, ist es unerlässlich, Software so zu gestalten, dass sie energieeffizient arbeitet. Unoptimierte Software kann nicht nur den Energieverbrauch in Rechenzentren erhöhen, sondern auch die Reichweite und Leistungsfähigkeit von Elektrofahrzeugen negativ beeinflussen. Während sich viele Ingenieure auf die Weiterentwicklung von Batterietechnologien konzentrieren, bleibt ein enormes Potenzial in der Optimierung von Software ungenutzt.
Prof. Sikora nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise in die Anfangszeit der Softwareentwicklung. Damals war Speicherplatz knapp, Prozessoren langsam und Effizienz stand an oberster Stelle. Entwickler mussten mit begrenzten Ressourcen arbeiten und Software so optimieren, dass jeder Rechenzyklus und jedes Byte Speicherplatz bestmöglich genutzt wurde.
Heute jedoch, im Zeitalter unbegrenzter Cloud-Kapazitäten und agiler Entwicklungsprozesse, wird Effizienz oft zugunsten von Geschwindigkeit und Funktionsvielfalt geopfert. Viele Softwareentwicklungsprojekte messen ihren Erfolg an Time-to-Market und Feature-Quantität, während Energieverbrauch und Rechenaufwand kaum beachtet werden. Prof. Sikora forderte dazu auf, diese vergessenen Prinzipien wieder in den Mittelpunkt zu rücken – nicht aus Nostalgie, sondern aus einer Notwendigkeit heraus, den steigenden Energieverbrauch der IT nachhaltig zu reduzieren.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, stellte Prof. Sikora ein praxisorientiertes Framework vor, das Unternehmen dabei helfen kann, energieeffiziente Softwareentwicklung systematisch zu verankern:
Algorithmische Optimierung
Selbst kleine Verbesserungen in der Effizienz von Algorithmen können auf globaler Ebene erhebliche Einsparungen bringen. Ein Beispiel sind optimierte Such- und Sortieralgorithmen, die weniger Rechenleistung benötigen und damit den Stromverbrauch großer Rechenzentren senken können.
Schlankes Software-Design
Unnötige Code-Komplexität und überladene Anwendungen tragen erheblich zum Energieverbrauch bei. Ein minimalistischer, modularer Ansatz in der Softwarearchitektur kann nicht nur die Leistung steigern, sondern auch den Energiebedarf reduzieren. Besonders in der Automobilbranche kann eine solche Strategie dazu beitragen, schnellere und effizientere Anwendungen für Bordcomputer und Steuergeräte zu entwickeln.
Messbarkeit des Energieverbrauchs
Prof. Sikora plädierte für die Einführung von Energiebewertungsmetriken in Entwicklungswerkzeuge. Ähnlich wie Performance-Analysen sollten Entwickler jederzeit nachvollziehen können, wie viel Energie einzelne Softwarekomponenten verbrauchen. So könnten fundierte Entscheidungen über die Balance zwischen Rechenleistung und Energieverbrauch getroffen werden.
Branchenweite Standards für Green Coding
Nachhaltige Softwareentwicklung kann nur dann langfristig etabliert werden, wenn Unternehmen branchenübergreifend zusammenarbeiten. Prof. Sikora rief dazu auf, standardisierte Best Practices für energieeffizientes Programmieren zu entwickeln, die sowohl in der Industrie als auch in der akademischen Forschung verankert werden.
Der Automobilsektor bietet eine ideale Plattform, um nachhaltige Softwareentwicklung voranzutreiben. Da Fahrzeuge in Bezug auf Energieverbrauch stark optimiert werden müssen, könnten hier gewonnene Erkenntnisse als Vorbild für andere Branchen dienen. Es gibt konkrete Anwendungsfälle:
Letztlich, so Prof. Dr. Sikora, reicht es nicht aus, nur technische Lösungen zu implementieren – es bedarf eines Bewusstseinswandels in der gesamten IT-Branche. Nachhaltigkeit muss ein fester Bestandteil der Softwareentwicklung werden, vergleichbar mit Sicherheits- und Qualitätsstandards. CIOs und Entwicklungsleiter sind gefordert, energieeffiziente Softwareentwicklung als Unternehmenspriorität zu etablieren.
Software ist nicht nur Code – sie hat einen realen Einfluss auf unseren Planeten.
Das Software Excellence Network ist eine globale Initiative, die sich der Förderung exzellenter Softwareentwicklung verschrieben hat. Durch Wissensaustausch, Forschung und branchenübergreifende Kooperationen hilft das Netzwerk Unternehmen dabei, moderne Softwareentwicklung strategisch zu gestalten. Mitglieder erhalten Zugang zu exklusiven Analysen, Masterclasses und Best Practices, um sich den Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu stellen.
Machen Sie mit – und gestalten Sie die Zukunft der Softwareentwicklung nachhaltig!
This article provides a high-level summary of key points from Prof. Dr. Hermann Sikora’s presentation on sustainable software engineering and energy efficiency. For a deeper understanding and detailed strategies discussed, we highly recommend watching the full masterclass below, where Prof. Sikora elaborates on his insights with real-world examples and actionable guidance. Please contact us if you have questions or concerns.